Das Weltkulturerbe
The World-Cultural-Heritage
Ursula Sabisch, Rübenkoppel 1, 23564 Lübeck
An den Sender
RSH Kommanditgesellschaft
GmbH & Co. 24109 Kiel
Lübeck, 21. März 2003 / 10. Okt. 2003
Eine Bitte oder ein Befehl !?
The free English translation you may find here!
Sehr geehrte Moderatoren und Moderatorinnen der Rundfunkanstalten und des privaten Rundfunks,
heute möchte ich Ihnen einen ungewöhnlichen Brief unserer Zeit schreiben, der wie alle meine Schreiben aus dem Rahmen fällt und aus dem Rahmen fallen muss, da ich mir sonst auch die Mühe ersparen könnte.
Gestern habe ich als ehemalige RSH Hörerin seit Langem einmal wieder in Ihren Sender hineingehört. Zu diesem Zeitpunkt gab Herr C. K. gerade im Frühstücksklub durch, dass ein halber Volkstrauertag wegen des Irak-Krieges angesagt sei, so wurde das gewohnte Programm entsprechend geändert. In der Tat ist solch ein Volk wie auch das Deutsche zu bedauern, so sollten die Fahnen auf halbmast gesetzt werden.
Die erste Meldung des Krieges hörte ich über den Sender Enjoy-Radio, wobei diese Meldung der Namensbezeichnung des Senders alle Ehre machte, denn es war in der Tat eine Sensationsmeldung, verpackt mit weiteren Lockangeboten. Heute habe ich mir Delta-Radio angehört, zwischendurch stellte ich den Sender um und es wurde durch die Nachrichten eine Vergewaltigung eines jungen Mädchens umschrieben, kurz darauf stellte ich wieder Delta-Radio ein, wo gerade ein Hit eingespielt wurde, welcher das Vokabular wie Schlampe, gemeines Biest wo steckst du oder so in etwa beinhaltete.
Die "Toten Hosen" waren auch auf dem Plan und machten durch einen Song Mut zum Aufstehen und nach vorne zu sehen. Vorher hatte ich jedoch Ihren Sender eingestellt und den Witz, der keiner war, um 7:10 Uhr verfolgt. Das Niveau Ihres Senders ist um ein vielfaches innerhalb eines Jahres sehr stark gesunken, da mit Personen der Öffentlichkeit Geschäfte in primitivster Form gemacht werden, jedoch wird Ihre Einschaltquote Ihnen beziehungsweise Ihrer Geschäftsführung mit diesem Programm recht geben.
Und nun komme ich mit diesem Schreiben auf den Sender RSH und auf andere Sender zu sprechen, um Ihnen und anderen ganz gehörig den Marsch zu blasen. Bitte überlegen Sie alle samt, wer oder welches Hörerpublikum morgens in der Frühe so gegen 7:00 Uhr das Radio anstellt. Nicht nur im Auto auf dem Weg zum Arbeitsplatz, sondern auch zu Hause in der Küche oder im Jugendzimmer wird Ihr Sender eingeschaltet. Es werden auch Kinder und Jugendliche sein, die solche Witze oder Satire oder besser ausgedrückt, Labereien und Getratsche über andere hören müssen.
Wissen Sie wirklich nicht mehr, dass auch Sie einmal sehr jung waren und sich an den sogenannten Erwachsenen orientieren mussten? Niemand, kein Mensch außer meiner Person mit wenigen Ausnahmen scheinen noch alle Tassen im Schrank zu haben, um es noch sehr niveauvoll zu umschreiben.
Ich möchte Sie und Ihren Kollegenkreis nun bitten, genau darüber nachzudenken, was ich Ihnen hiermit des Weiteren schreiben muss. Viele Kollegen und Vorgesetzte Ihrer Kategorie haben das Gymnasium besuchen dürfen oder besuchen können; dadurch wurden Sie für eine lange Zeit mit der Geisteskraft anderer versorgt, also mit der Geisteskraft der Lehrkörper, die in Sie und andere investiert wurde.
Nichts ist so kostbar und hoch zu bewerten wie die Kraft eines Geistes oder Verstandes, welche auch schriftlich niedergelegt sein kann, da auch das Leben und Überleben der Menschheit davon abhängig ist.
Diese Geisteskraft anderer haben viele von Ihnen des Weiteren durch ein Studium an den Universitäten wahr und in Anspruch genommen, auch in Anspruch nehmen dürfen, jedoch wohl kaum, um anderen solch einen teilweise niveaulosen Müll Tag für Tag zu präsentieren mit einer Erfolgsquote, an der auch Sie gefeilt haben werden; von Ihrem Kollegenkreis ganz zu schweigen, doch es sind noch Steigerungen der anderen Sender möglich.
Dieser täglich gelieferte Müll ist nun das Ergebnis der Arbeitskraft Ihrer Lehrer und ggf. Ihrer Professoren, aber auch ein Ausdruck Ihrer Lebensart und Erziehung. Selbstverständlich gilt diese Tatsache auch für das Medium Film, TV und Internet sowie auch für die gesamte Zeitschriften-Industrie und für viele andere Hightech Anwendungen der Medien. Sie und andere haben aus den jungen Leuten teilweise Labertaschen gemacht und sind dabei, eine Tratsch- und Klatschgesellschaft durch Ihre Programme zu formen, wobei das tierisch Gute nicht zu kurz kommen darf, egal, welches Medium man anspricht.
Durch ein ausgeklügeltes System, das längst die ganze Welt beherrscht, wollten Sie und andere nun die folgenden Generationen formen, da der Einfluss durch die Medien doch eine ganz erhebliche Machtposition verkörpert. Diese Machtposition habe ich als Person hoffentlich bereits angreifen können, was auch weiterhin mein Ziel sein wird.
Die Werbung über das Radio besteht hauptsächlich aus Herumgestöhne, Herumgetratsche und gute Launenmacherei mit Lecker-Schlecker-Wunschweckideen. Zu dem von allen Seiten gelieferten Wetterbericht möchte ich mich ebenfalls nochmals äußern, um zu verdeutlichen, dass diese unsere und andere Gesellschaften nicht nur krank, sondern auch bereits sehr verdreht geworden sind. Mit und ohne Sex-Appeal werden ganz ernste Nachrichten durchgegeben, so auch der Wetterbericht, der für keine Stimmungsmacherei sorgen sollte, sondern eine ganz natürliche und sachliche* Begebenheit wiedergeben sollte.
Die Sonne "luschert" nicht zwischen den Wolken hervor und sie versteckt sich auch nicht wieder. Sie gibt sich auch nicht die Ehre und schummelt sich auch nicht durch den Tag oder schiebt die Wolken vor und so weiter und so fort. Ich rate Ihnen und anderen und wünsche mir, dass Sie alle noch dafür danken lernen, dass die Sonne überhaupt noch scheint und das auch noch pünktlich oder etwa nicht?
i. A. Kaiserin